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Dr. med. Norbert L. Becker
Okt. 31, 2019

In meinem letzten Beitrag aus der Reihe 'Gesunde Füße' hatte ich auch die evolutionäre Entwicklung des Fußes betrachtet. 
Wie ist der menschliche Fuß heute aufgebaut? 
Welche einzelnen Elemente sichern die Funktionsfähigkeit des Fußes?


Zunächst: Was muss der Fuß leisten? Der Fuß verbindet unseren Körper mit dem Boden und bildet dazu zunächst eine stabile Standfläche. Für das Gehen und Laufen fungiert er als flexibler Stoßdämpfer. Er dämpft den Fersenauftritt und bildet zur gleichen Zeit einen rigiden Hebel, um einen kräftigen Abstoß vom Boden zur Fortbewegung zu ermöglichen. Mit seiner Haut, die mit vielen Sensoren mit jeweils unterschiedlichen Qualitäten besetzt ist, kann der Fuß den Boden ertasten und dem Körper vermitteln, wie die Bodenbeschaffenheit ist. Damit kann sich der gesamte Halte- und Bewegungsapparat auf die Besonderheiten des Bodens einstellen und entsprechend reagieren.

Um diese Aufgaben zu erfüllen, braucht der Fuß eine innere Struktur, ein Skelett. Dieses Skelett ist komplex aufgebaut. Der Fuß besteht aus 26 Knochen, die alle eine individuelle Form und eine eigene Struktur haben und eine sehr spezielle Funktion sicherstellen.

Die Knochen sind über Gelenke mit ihren Kapseln und mit starken Bändern verbunden. In ihrer Gesamtheit garantieren sie so die Stabilität und die Beweglichkeit des Fußes, der damit seine vielfältigen Aufgaben erfüllen kann. 
Die gesamte Last des Körpers, das Abfangen des Körpergewichts und seine Übertragung auf den Boden beim Gehen und Stehen sowie bei allen sportlichen Betätigungen werden durch die Fußwurzelknochen ermöglicht. 

Sie sind in zwei Reihen angeordnet: Eine körpernahe Reihe, und eine körperferne Reihe. Sie befinden sich zwischen der Sprunggelenksgabel des Unterschenkels (Malleolengabel) und dem Mittelfuß. In der oberen Reihe sind dies das Fersenbein (Calcaneus) und das Sprungbein (Talus), welche die größten Knochen des Fußes sind. In der unteren Reihe sind angeordnet das Kahnbein (Os naviculare), das Würfelbein (Os cuneiforme) und die drei Keilbeine (Os cuneiforme I-III). Das Sprungbein ist der höchstgelegene Fußwurzelknochen am höchsten Punkt des Fuß-Längsgewölbes und vermittelt die Last des Körpers auf die übrigen Fußwurzelknochen. 

Es ist ein ganz besonderer Knochen, denn er hat keine Ansätze für Muskulatur sondern ist zwischen die umgebenden Knochen eingefügt. Die Mittelfußknochen spreizen sich zum Ballen hin leicht auf wie ein Rasenfächerbesen. Sie sind im Ballen nicht über Gelenke miteinander verbunden sondern über Bänder. Dadurch wird eine große Flexibilität des Ballens ermöglicht. Im Zusammenwirken mit den beweglichen Zehen kann sich der Fuß damit an unterschiedliche Untergründe anpassen. 

Bis auf das Sprungbein sind alle Knochen des Fußes über viele kurze Fußmuskeln (intrinsische Muskulatur) und die Sehnen der langen Unterschenkel-Muskeln, die am Fuß ansetzen, in einem Muskelsystem integriert, wodurch der Fuß seine Kraft und Dynamik erhält.

Erst wenn der Fuß den Boden ertastet hat, verspannt die Muskulatur die zahlreichen Knochen des Fußes zu einem rigiden Hebel; die Vorwärtsbewegung wird eingeleitet, und eine sichere und kraftvolle Fortbewegung kann durchgeführt werden.

Zur Unterstützung des filigran ausgestalteten Fußes mit seinen speziellen Funktionen soll der Schuh den fußtypischen und individuellen Ausmaßen entsprechen und die Funktionen und Bewegungen unterstützen. Jeder Schuh beeinflusst die Funktionen des Fußes. Auch der Fuß versucht aufgrund seiner Eigenart den Schuh gemäß seiner individuellen Form 'auszutreten'.


Dieser Beitrag ist auch erschienen bei 
PREMIUM Bequemschuhe Neues und Interessantes Fuß, Faszien und Schuh
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